Das Jubiläum 30+3 des Frauenbeirats der Stadt Erftstadt in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln feierten rund 100 Teilnehmer*innen im großen Sitzungssaal des Liblarer Rathauses am 25. August 2023 mit einem Rückblick und einer spannenden Diskussion im Fishbowl-Format. Parallel dazu war im Foyer die Ausstellung „Rebellinnen – Frauen verändern die Welt“ zu sehen.
Zahlreiche Vertreter*innen aus der Unternehmenswelt, der lokalen Politik, sowie Multiplikator*innen aus Institutionen und Verbänden waren gekommen. Doris Fricke und Petra Dünnwald, die Vorsitzenden des Frauenbeirates, eröffneten den Nachmittag und wiesen darauf hin, dass Erftstadt mehr weibliche Einwohner*innen hat als männliche und plädierten dafür, dass sich dies auch in Zukunft in der Zusammensetzung des Stadtrates widerspiegeln solle. Daran an schloss auch die Erftstädter Bürgermeisterin Carolin Weitzel, die in ihrem Grußwort hervorhob, dass nur 35 Prozent der Bundestagsmitglieder und nur 9 Prozent der Bürgermeister*innen in Deutschland weiblich sind.
Moderatorin Claudia Schleicher interviewte danach Frauen der ersten Stunde, die den Beirat mitgegründet haben. Lieselotte Engmann (die erste Vorsitzende des Frauenbeirats) , Elke Griemens, Mitbegründerin des Frauenhauses im Rhein-Erft-Kreis und Claudia Siebolds von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, berichteten von den Hürden und Kämpfen der Anfangszeit, die zum Teil bis in die heutige Zeit hineinreichen. Sie betonten aber auch den Spaß, den sie an der gemeinsamen Arbeit im Frauenbeirat hatten.
Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit der Diskussion im Fishbowl-Format zum Thema „Wenn der Alltagstress den Frauen den Atem raubt – Vereinbarkeit von Familie und Beruf neu gedacht“. Anke Seibert, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Brühl sprach die hohe mentale Belastung, Stichwort „mental load“ an, die sich Frauen nach wie vor bewusst machen sollten, durch den Austausch mit anderen Frauen um Lösungsstrategien zu entwickeln. Es seien nicht die Frauen allein, die alles schaffen müssen, man könne sich an vielen Stellen Unterstützung holen. Sie appellierte auch an die Arbeitgeber*innen, mehr auf junge Väter zuzugehen und im Hinblick auf eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit aktiver zu werden.
Laura Abels, Inhaberin von zwei Apotheken in Erftstadt erläuterte, dass viele Arbeitszeitmodelle möglich sind. Am besten seien individuelle Lösungen, die sich am tatsächlichen Bedürfnis der Mitarbeiter*innen orientieren. Sie ist davon überzeugt, dass „Vereinbarkeit geht, wenn man redet. Die Geschäftsführung soll immer in persönlichen Gesprächen mit ihren Mitarbeitenden bleiben“. In der Diskussion wurde auch dafür plädiert, dass Frauen mit Migrationsgeschichte besser integriert werden, u. a. auf dem Arbeitsmarkt, indem ihr Status ihnen das Arbeiten ermöglicht und ihre Abschlüsse anerkannt werden.
Mehrere Teilnehmer*innen aus dem Publikum meldeten sich zu Wort. Sie forderten unter anderem eine bessere Bezahlung der Care-Berufe im Vergleich zu etwa IT-Tätigkeiten und wiesen auf die Wichtigkeit des Themas Frauen und Pflege hin. Ute Santander, Vorsitzende des Unternehmerinnentreffs uTe in Erftstadt sprach auch das Thema Frauen und Rente sowie die häufig ungenügende Absicherung der Kindererziehungszeiten an.
Um kurz nach 17 Uhr endete die Veranstaltung mit angeregten Gesprächen der Teilnehmer*innen untereinander und internationalen Köstlichkeiten. Die Fotodokumentation finden Sie hier.