Etwa 130 Frauen waren ins Bürgerhaus Stollwerck in Köln gekommen, um sich über die Möglichkeiten eines beruflichen Einstiegs oder Wiedereinstiegs bei zwölf Vertreter*innen von kleinen und mittleren Unternehmen aus der Region zu informieren. Initiiert hatte die Veranstaltung das Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern der Stadt Köln. Grundlage dafür war ein Beschluss aus dem Ausschuss für die Gleichstellung von Frauen und Männern der Stadt Köln. Eingeladen wurde in Kooperation mit Competentia Region Köln, der Agentur für Arbeit Köln und dem Jobcenter Köln.

Schwungvoll eröffnete Moderatorin Prasanna Oommen die Vormittagsveranstaltung und gab das Wort weiter an die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln, Julia Pedersen. Sie griff gleich ein Kernthema des Tages auf, das auch später immer wieder zur Sprache kam: Frauen sollten sich nicht unterschätzen, sondern an ihre Kompetenzen glauben, die sie sich auch während der Elternzeiten oder in Zeiten der Pflege erworben hätten. Sie betonte auch in Richtung der Unternehmen: „Wer wieder einsteigt, möchte sich beweisen – das ist eine Win-Win-Situation für Frauen und Unternehmen.“

Schlagfertigkeit als Hilfe für das eigene Selbstbewusstsein

Nach diesem Einstieg setzte Bestsellerautorin und Schlagfertigkeitstrainerin Nicole Staudinger das Mutmachen fort. Ihre eigene Lebensgeschichte mit einer schweren Krebserkrankung sei das beste Beispiel, wie wenig im Leben planbar sei und wie oft

man mit unvorhersehbaren Ereignissen fertig werden müsse und dies auch hinkriegen könne. Wichtig sei dabei, an sich zu glauben, etwas zu wagen, Zweifel zuzulassen, auch mal zu scheitern, sich aber nicht zu rechtfertigen. Das gelte auch für den beruflichen Wiedereinstieg: Er sei häufig der Anlass für kritische Bemerkungen und darauf gelte es Antworten zu haben. Die erfahrene Speakerin gab daraufhin konkrete Tipps, wie man sich auf verbale Angriffe vorbereiten kann, um souverän und nicht zickig anzukommen. Gelächter, zustimmendes Raunen und viel Beifall aus dem Saal zeigten, wie wohltuend viele Frauen diese aufmunternden Worte empfanden.

Soziale und gesellschaftliche Hürden beim Wiedereinstieg

Danach ging es dann in sechs Räumen zu den drei Themen „Sei sichtbar“, Sei mutig“ und Nutze Deine Chance“ um die direkte Begegnung mit den zwölf kleinen und mittleren Unternehmen. Moderiert von Expert*innen der Industrie- und Handelskammer zu Köln, der Handwerkskammer zu Köln, von MA.i e.V., dem Bürgerzentrum Nippes, Lernende Region e.V. und dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) stellten die Unternehmensvertreter*innen kurz ihre Aktivitäten vor und gaben auch Einblick in den persönlichen Werdegang. Sehr aktiv beteiligten sich daraufhin die Teilnehmer*innen an der Diskussion. Sie stellten Fragen zu Bewerbungsverfahren, kritisierten die Praktiken vieler Unternehmen, in jungen Frauen Risiken zusehen, weil sie noch Kinder bekommen könnten oder Menschen aufgrund ihrer Herkunft auszugrenzen. Auch Themen wie Brüche im Lebenslauf, die häufig nicht akzeptiert werden oder Quereinstiegswilligen Chancen zu geben, wurden von den Frauen ebenso thematisiert wie zahlreiche andere gesellschaftliche und soziale Barrieren, die von Altersdiskriminierung bis hin zu Rassismus reichten.

Unternehmensvertreter*innen und Moderator*innen stellten sich den Beiträgen und erläuterten, wie in ihren Unternehmen und Institutionen agiert wird. Sie gaben auch nützliche Hinweise:

📌 Perspektivwechsel vornehmen: weg vom Nachdenken über die eigenen Defizite Beispiel: „Ich kann aber nur Teilzeit arbeiten“ hin zur Konzentration auf die Fähigkeiten Beispiel: „Ich kann 20 Stunden in der Woche Ihr Büro organisieren“

📌 Hilfe suchen: Sich mit Freund*innen und Kolleg*innen zusammensetzen und fragen, wo sie die persönlichen Stärken sehen, kostenlose Beratungscoachings in Anspruch nehmen

📌Stellenausschreibungen: sich auch dann bewerben, wenn man nicht jede geforderte Qualifikation erfüllt

📌Initiativ bewerben: Einfach mal Unternehmen anschreiben und zeigen, was man gut kann. Eigene Blockaden durchbrechen und über Quereinstiege nach-denken. Kleine und mittlere Unternehmen als potenzielle Arbeitgeber*innen ins Visier nehmen. Probe arbeiten anbieten.

📌Anrufen: Vor der Bewerbung bei den Unternehmen anrufen und sich erkundigen, was genau erwartet wird und ob man eine Chance hat. Nach einer Ablehnung nachfragen, woran es gelegen hat.

📌 Identifikation und Authentizität: Sich vor dem Bewerbungsgespräch mit dem Unternehmen beschäftigen. Im Bewerbungsgespräch authentisch und aufrichtig sein.

📌 Netzwerken: sich mit anderen Frauen zu vernetzen, auf Veranstaltungen Menschen kennen zu lernen, denen es ähnlich geht oder die bei der ein oder anderen Frage weiterhelfen können. LinkedIn als ernst zunehmendes Rekrutierungstool der Unternehmen betrachten und hier präsent sein.

Hinweise für Unternehmen als Arbeitgeber*innen

Nach diesem sehr fruchtbaren Austausch trafen sich alle wieder im Plenum, um Bilanz zu ziehen: Die Moderatorinnen fassten die oben aufgeführten Themen zusammen und rieten den Unternehmen, sich für die bunte Vielfalt der potenziellen Arbeit-nehmer*innen zu öffnen, ihre Stellenausschreibungen zu überdenken, sich als Chancengeber*innen durch Zuhören und hinter den Lebenslauf auf den Mensch schauen, zu profilieren und für Quereinsteiger*innen Möglichkeiten zu schaffen.

Eine Verlosung von drei Fotoshootings und dem Hauptpreis, einem Schlagfertigkeitsseminar bei Nicole Staudinger, sowie zahlreicher Bücher zu den Themen des Tages beendete den offiziellen Teil des Vormittags. Unterstützt wurden die anwesenden Frauen über den gesamten Zeitraum durch eine professionelle Kinderbetreuung des Unternehmens Lurchilu. Beim anschließenden Imbiss diskutierten viele Teilnehmer*innen sowohl mit den Unternehmensvertreter*innen als auch mit den Veranstalter*innen und Moderatorinnen lebhaft und ergriffen die Gelegenheit, einen Rat gleich in die Tat umzusetzen: Netzwerken.

Diese Unternehmen und Ansprechpartner*innen waren dabei:

  • Lina Reitz, Reitz Lebensräume, Refrath
  • Sarah Krieger, DEUTA-WERKE GmbH, Bergisch-Gladbach
  • Isabelle Monnerjahn, Denkmalpflege Schorn GmbH & Co KG, Köln
  • Martin Messerschmidt, LogisticAct GmbH, Köln
  • Nicole Staudinger, Autorin, Speakerin, Köln
  • Laura Abels, Abels Apotheken, Erftstadt
  • Anazuita Causemann, Guett-Dern – Fachbetrieb für Sicherheit GmbH Köln,
  • Carina Straub, AA Abfluss-AS GmbH,Köln
  • Melanie Naumann, FOGTEC Brandschutz GmbH, Köln
  • Daniela Kathol, crossconsulting GmbH, Köln
  • Mandy Goldemann-Schneider, Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt GmbH
  • Heike Mück, GAG Immobilien AG, Köln

Fotos: Stadt Köln